Faire Chancen und Kompetenzen für alle notwendig
Gesundheitskompetenz, ein präventives Gesundheitsverhalten oder auch die Inanspruchnahme von Gesundheitsservices sind für sozial benachteiligte Jugendliche nicht selbstverständlich. "Der Zugang um österreichischen Gesundheitssystem heißt für diese Jugendlichen oft hohe Barrieren zu überwinden", ist Andreas Pollak, Verein T.I.W. überzeugt. "Was es braucht, sind niederschwellige Angebote und pädagogisch entsprechend aufbereitete Informationen", fordert Pollak. Empowerment für benachteiligte junge Menschen sollte der Gesellschaft ein Anliegen sein und rechnet sich - auch volkswirtschaftlich gesehen.
Mehrfach benachteiligt. Sozial benachteiligte Jugendliche leiden häufiger an Übergewicht. Sie ernähren sich schlechter, bewegen sich weniger und gehen seltener zu Vorsorgeuntersuchungen. Im Hinblick auf Gesundheitsversorgung und Informationszugang stehen sie um ein Vielfaches schlechter da. „Gesundheitliche Einschränkungen sowie physische, psychische, kognitive und soziale Beeinträchtigungen erschweren den Einstieg in das Ausbildungs- und Erwerbssystem sowie einen erfolgreichen berufsbezogenen Abschluss und damit die nachhaltige Integration in die Arbeitswelt“, weiß Pollak aus seiner langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit den Jugendlichen.
Es braucht dringend entsprechende Angebote und Services auf Augenhöhe, eine Einrichtung mit niederschwelligem Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen, Information und Prävention. So kann es gelingen, eine gesundheitskompetente Teilhabe dieser Gruppe am Gesundheitswesen zu erreichen und für Chancengleichheit aller Jugendlichen – auch mit Blick auf den späteren Einstieg ins Ausbildungs- und Erwerbssystem – zu sorgen. Auf Basis dieser Rahmenbedingungen und Berücksichtigung der Bedürfnisse der Jugendlichen entstand das T.I.W. Gesundheitszentrum, powered by Zurich, in Wien.
Engagement ist wichtig. „Die Vinzenz Gruppe ist der Meinung, dass Unternehmen eine Verantwortung im Engagement gegen die ,Not der Zeit‘ haben. Daher setzen wir viele Aktivitäten und sind froh, durch die Unterstützung von Initiativen wie T.I.W., unseren Beitrag für eine gesunde Zukunft unserer Jugendlichen zu leisten“, sagt Michael Heinisch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Vinzenz Gruppe, die zu den größten privat-gemeinnützigen Trägerinnen von Ordenskrankenhäusern, Pflegehäusern, Rehabilitationseinrichtungen und anderen Gesundheitseinrichtungen gehört. Die Vinzenz Gruppe ist Kooperationspartner des T.I.W. Gesundheitszentrums und unterstützt das Projekt sowohl in infrastrukturellen Belangen als auch mit ärztlicher Expertise.
Wer ist verantwortlich. Gesundheitsförderung und die Steigerung der Gesundheitskompetenz ist gemeinsame Sache mehrerer Sektoren: Gesundheit und Medizin, Soziales, Arbeitsmarkt, Raumplanung, u.a.m. sind davon umfasst. „Außerschulische Jugendarbeit spielt durch ihre Niederschwelligkeit eine wichtige Rolle. Sie erreicht Jugendliche dort, wo sie sich in ihrer Freizeit aufhalten, und wo es in erster Linie um Entspannung und Spaß miteinander haben geht“, unterstreicht Daniela Kern-Stoiber, vom bundesweiten
Netzwerk Offene Jugendarbeit bOJA. Jugendarbeiter:innen leisten eine wichtige Brückenfunktion zwischen Sozialer Arbeit mit jungen Menschen und Gesundheitssystem. „Der Regelbetrieb kann derzeit keine ausreichende Versorgung unserer Kinder und Jugendlichen gewährleisten“, so Kern-Stoiber, „wir brauchen niederschwellige Angebote!“
Gesundheit lernen. Zahlen zum Gesundheitsverhalten benachteiligter Jugendlicher liegen kaum vor. Die Studie Gesundheit und Gesundheitsverhalten der österreichischen Lehrlinge 2021/22 zeigt mögliche Größenordnungen bzw. Richtwerte für Gesundheitskompetenz auf: Nur 19 Prozent der weiblichen und 17 Prozent der männlichen Lehrlinge schätzen ihre Gesundheitskompetenz hoch ein, 17 Prozent der weiblichen und 22 Prozent der männlichen Befragten als nieder. Diese Einschätzung verschiebt sich bei benachteiligten Jugendlichen erfahrungsgemäß weiter nach unten bzw. oben.
Prävention und Gesundheitskompetenz sind lernbar. Das Wissen darum scheint aber nicht in der erforderlichen Tiefe vermittelt zu werden, wie u.a. Antworten der aktuellen Ö3 Jugendstudie 2023 zeigen: 84 Prozent der Befragten geben an, in der Schule nicht genug über psychische Gesundheit gelernt zu haben und 61 Prozent fehlt Wissen über Ernährung. Bei benachteiligten Jugendlichen sind die Zahlen mit großer Sicherheit höher.
Eine Gruppe, die gern übersehen wird. Empowerment für benachteiligte junge Menschen sollte der Gesellschaft wichtig sein. Denn gesundheitskompetentere Jugendliche sind fähiger, gesundheitsförderlichere Alltagsentscheidungen zu treffen. Sie nehmen mehr präventive Leistungen in Anspruch und benötigen weniger Akutbehandlungen. Sie können ihre Situation besser kommunizieren und medizinische sowie therapeutische Empfehlungen besser verstehen. Und sie entlasten letztlich das österreichische Gesundheitssystem.
Schließlich ist auch der volkswirtschaftliche Nutzen nicht zu vernachlässigen: Grundstein für einen erfolgreichen Einstieg in das Ausbildungs- und Arbeitsleben ist die Gesundheit jedes einzelnen Jugendlichen. Die Nachfrage der Wirtschaft nach Lehrlingen und Fachkräften ist so groß wie nie.
Aktuelle Forderungen an Gesundheits- und Bildungspolitik
- Andreas Pollak: „Der Zugang zum Gesundheitssystem muss für alle Jugendlichen niederschwellig möglich sein. Nur dann kann Chancengleichheit für alle Jugendlichen – auch mit Blick auf Einstieg ins Ausbildungs- und Erwerbssystem – erreicht werden. Niederschwellig bedeutet: unbürokratisch, kostenfrei, in verständlicher Sprache, auf Augenhöhe! Es rechnet sich auch volkswirtschaftlich gesehen.“
- Andreas Pollak: „Benachteiligte Jugendliche brauchen passende, praxistaugliche und verständliche Unterlagen und Informationen über Gesundheit und Prävention. Die Erfahrung im Alltag mit den Jugendlichen zeigt: Um die Botschaft erfolgreich zu vermitteln, ist die Methodik wichtig – abgestimmt auf den Bildungsstand der Zielgruppe.“
- Michael Heinisch: „Die Vinzenz Gruppe ist der Meinung, dass Unternehmen eine Verantwortung im Engagement gegen die ‚Not der Zeit‘ haben. Daher setzen wir viele Aktivitäten und sind froh, durch die Unterstützung von Initiativen wie T.I.W., unseren Beitrag für eine gesunde Zukunft unserer Jugendlichen zu leisten.“
- Daniela Kern-Stoiber: „Um ausreichende Gesundheitskompetenzen in der Bevölkerung zu verankern, sind fächer- und sektorenübergreifende Kooperationen erforderlich. Die Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz (ÖPGK) unterstützt und vernetzt Initiativen. Im Sinne der Partizipation gilt: Jugendliche sind die Expert:innen ihrer Lebenswelt und müssen daher in die Planung aller sie betreffenden Maßnahmen einbezogen werden.“
- Daniela Kern-Stoiber: „Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Gesundheit! Es handelt sich dabei um ein in der-UN Kinderrechtskonvention verankertes Recht und kein großzügiges Entgegenkommen seitens der Gesundheitspolitik.“
Angaben des Bildmaterials inklusive Fotocredit; Fotos, Abdruck honorarfrei
Foto 1: Andreas Pollak, Geschäftsführer Verein T.I.W., Gründer T.I.W. Gesundheitszentrum für benachteiligte Jugendliche ©Himmelhoch
Foto 2: Dr. Michael Heinisch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Vinzenz Gruppe ©Peter Mayr
Foto 3: Mag.a Daniela Kern-Stoiber, Geschäftsführerin bOJA, bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit ©bOJA
Über den Verein T.I.W.
Der Wiener Verein T.I.W. – Verein für Training, Integration & Weiterbildung – wurde 2004 gegründet und unterstützt seither benachteiligte Jugendliche beim Einstieg ins Erwachsenenleben. Derzeit geben 61 Mitarbeiter:innen den Jugendlichen Perspektiven und unterstützen sie auf der Suche nach Arbeitsplätzen, Lehrstellen oder integrativen Lehrstellen. Im Jahr 2022 wurden 1.400 Jugendliche in den verschiedenen Programmen des Vereins betreut und berufsfit gemacht. https://www.verein-tiw.at/
In aller Kürze: T.I.W. Gesundheitszentrum
Das Gesundheitszentrum bietet kostenlose Untersuchungen, Gesundheitschecks und Beratungen, aber auch Maßnahmen zur Förderung der Gesundheitserziehung, Prävention und Information. Zielgruppenerfahrene Expert:innen vor Ort unterstützen Jugendliche im Umgang mit ihrer psychischen und physischen Gesundheit. Die pädagogische Abteilung des Zentrums befasst sich mit dem Thema Gesundheitserziehung und -prävention und setzt zielgruppenadäquate Seminare und Informationsmaterialien um.
Mehr als 200 Veranstaltungen haben bislang stattgefunden. Insgesamt wurden mehr als 6.000 Menschen durch medizinische und psychologische Behandlungen und Beratungen betreut. Und rund 2.100 Personen konnten dank der Informations- und Gesundheitsmaßnahmen ihre Beschäftigungsfähigkeit verbessern.
Über die Vinzenz Gruppe
Gesundheit kommt von Herzen. Im Sinne unserer christlichen Gründer*innen setzen wir uns gemeinsam für ein Gesundheitswesen in Österreich ein, in dem kompetente Medizin und Pflege von Herzen kommen. Gemeinnützigkeit ist unser Prinzip. Unsere Ordenskrankenhäuser, Pflegehäuser, Wohnangebote für Menschen mit Betreuungswunsch, Rehabilitationseinrichtungen und Präventionsangebote stehen allen Menschen offen – ohne Ansehen ihrer Konfession und ihrer sozialen Stellung. www.vinzenzgruppe.at
Über bOJA - bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit
bOJA ist der Dachverband der Offenen Jugendarbeit in Österreich. Das Handlungsfeld umfasst aktuell über 670 Jugendzentren und Einrichtungen der Mobilen Jugendarbeit/Jugendstreetwork. Mit ihren laufenden Angeboten erreicht die Offene Jugendarbeit in Österreich jährlich im Schnitt 15 Prozent der Jugendlichen zwischen zehn und 26 Jahren. In manchen Regionen sind es über 25 Prozent der zehn- bis 26 -Jährigen. www.boja.at
Rückfragen unter:
Eveline Bottesch, Himmelhoch GmbH
M: +43 676 920 48 88, E: evi.bottesch@himmelhoch.at